Donnerstag, 8. Juni 2017

Unser Trail in Daten

In der Vorbereitung auf den Appalachian Trail haben wir uns viel mit Daten beschäftigt. Wie viele Meilen muss man am Tag laufen. Wie viele Tage sind zwischen Einkaufsmöglichkeiten. Doch dieses Wissen erzählt nur Ansatzweise, was wirklich auf einen zu kommt. So sind auch folgende Daten gerade nur ein Bruchteil von unserem Erlebten. Jedoch macht es uns Spaß den Trail auf diese Weiße zu betrachten. Deshalb teilen wir diese Daten mit euch.
Insgesamt (mit Approach Trail eingerechnet) sind wir 804.6 Meilen in 71 Tagen gewandert. Das sind 1294.9 Kilometer. Diese beinhalten 8 Zero-Tage. Das ergibt 20.6 km an einem durchschnittlichen Wandertag. Bei diesem Tempo hätten wir noch 123 Tage benötigt. Jedoch sieht man in der folgenden Tabelle wie sich der Durchschnitt über die Zeit verbessert. Somit waren wir genau in unserem Sechs Monats Plan.
Die folgende Tabelle zeigt (von Links nach Rechts) den Wandertag, wie viel Kilometer wir an diesem gelaufen sind, den Durchschnitt den wir bis zu diesem Tag gelaufen sind, das Tagesziel, sowie die offizielle Trail-Meile. Was die Tabelle nicht zeigt sind sämtliche Zusatzmeilen die wir Abseits vom Trail gelaufen sind um zu abgelegenen Sheltern, Wasserquellen, Hostels oder Hotels und Ähnlichem zu gelangen.


Tagmi / dZielØ miΣ miKommentar
00Amicalola falls state park visitor center0.0-8.8Shuttle von Hiker hostel
111.6Stover Creek Shelter2.82.8Approach Trail
213.0Gooch Mountain Shelter7.915.8
310.6Jarred Gap8.826.4Letzter Zeltplatz bevor Bear Canister Pflicht
45.0Neel Gap (Mountain Crossings)7.931.4Hostel schnell überfüllt
511.5Low Gap Shelter8.642.9
613.4Cheese Factory Site9.456.3Großzügiger Zeltplatz
713.0Dicks Creek Gap (Hiawassee - Budget Inn)9.969.3All You Can Eat in Daniels Steak House
811.8Muskrat Creek Shelter10.181.1
912.5Carter Gap Shelter10.493.6
1012.1Rock Gap Shelter10.6105.7
1114.8Wayah Bald Shelter11.0120.5
1210.6Wesser Bald Shelter10.9131.1
135.9Nantahala Outdoor Center10.5137.0
1410.4Locust Cove Gap10.5147.4
1511.5Cable Gap Shelter10.6158.9
1612.9Brich Spring Tentsite10.7171.8Hamburger und Resupply in Fontana Village
178.3Russle Field Shelter10.6180.1
188.9Derrick Knob Shelter10.5189.0
1913.5Mt Collins Shelter10.7202.5
204.3Newfound Gap (Gatlingburg - Microtel Inn)10.3206.8
210.0Newfound Gap (Gatlingburg - Microtel Inn)9.8206.8
220.0Newfound Gap (Gatlingburg - Glenstone Lodge)9.4206.8
2310.3Peck's Corner Shelter9.4217.1
2412.5Cosby Knob Shelter9.6229.6
2512.8Painter Branch9.7242.4Resupply bei Standing Bear Farm
2613.1Roring Fork Shelter9.8255.5
2713.1Mile 268.69.9268.6
284.8Hot Springs (Elmer's Sunnybank Inn)9.8273.4
2912.8Deep Gap, Little Paint Creek Trail9.9286.2
3014.1Jerry Cabin Shelter10.0300.3
3115.5Hogback Ridge Shelter10.2315.8
3229.1Whistling Gap10.3329.4
3313.3Erwin (Super 8)10.4342.7Besser als Uncle Johnnys
3410.6Unaka Mountain Road10.4353.3
3515.6Clyde Smith Shelter10.5368.9
3617.8Mile 386.710.7386.7
3718.7Mile 405.411.0405.4
3813.0Dennis Cove Rd (Hampton - Black Bear Resort)11.0418.4Reservierung empfohlen
3917.7Vandeventer Shelter11.2436.1
4017.9Low Gap11.4454.0
4115.2Damascus (Woodchuck Hostel)11.4469.2Super Hostel
420.0Damascus (Woodchuck Hostel)11.2469.2
4315.8Lost Mountain Shelter11.3485.0
4412.3Thomas Knob Shelter11.3497.3
4516.1Hurricane Mountain Shelter11.4513.4
4615.6Mile 52911.5529.0
4715.0VA 683 (Atkins - Relax Inn)11.6544.0Resupply schwer
4814.7Knot Maul Branch Shelter11.6558.7
4915.6VA 623 (Saint Luke's Hostel)11.7574.3Super Hostel
5016.6VA Route 61211.8590.9
5117.5Kimberling Creek (Trent's Grocery)11.9608.4Resupply möglich - Essen gut
5218.4Mile 626.812.1626.8
538.6Narrows Rd (Pearisburg - Angels Rest Hiker's Haven)12.0635.4
540.0Narrows Rd (Pearisburg - Angels Rest Hiker's Haven)11.8635.4
5515.3Mile 650.711.8650.7
5616.7War Spur Shelter11.9667.4
5712.2Sarver Hollow Shelter11.9679.6
5816.1Pickle Branch Shelter12.0695.7
5913.6John's Spring Shelter12.0709.3
609.7Lamberts Meadow Campsite12.0719.0
619.1US 220 (Daleville - Super 8)11.9728.1
6221.6VA 43 (Buchanan - Wattstull Inn)12.1749.7
630.0VA 43 (Damascus Trail-Days)11.9749.7
640.0VA 43 (Damascus Trail-Days)11.7749.7
650.0VA 43 (Damascus Trail-Days)11.5749.7
660.0VA 43 (Damascus Trail-Days)11.4749.7
676.6Jennings Creek11.3756.3
6814.0Thunder Hill Shelter11.3770.3
696.9Marble Spring11.3777.2
709.4Johns Hollow Shelter11.2786.6
719.2Punchbowl Overlook11.2795.8

Samstag, 27. Mai 2017

Sind wir schon am Ziel?

Zurück auf dem Trail zurück im Regen. Wir haben auch wirklich gar kein Glück mit dem Wetter. An Tag zwei nach den Trail-Days begann bereits vormittags wieder der Dauerregen. Es nieselte, regnete und schüttete den ganzen Tag. Ein Tag mit viel Steigung und schweren felsigen Passagen. Für die letzten zwei Meilen an diesem Tag brauchten wir beinahe zwei Stunden! Der Trail verlangte von uns mehr ab, als wir aushielten. Tränen sind geflossen und Heimweh hat uns zum Abbruch gebracht. Der Tag war aber schon spät und so blieb uns nichts anderes übrig als unser Zelt im Regen aufzustellen. Haben wir noch Spaß an unserem Abenteuer? Kann der Trail uns noch mehr bieten als wir bereits erlebten? Sind 770 Meilen nicht schon eine großartige Leistung? Und warum verdammt hört es nicht auf zu regnen? Hike your own hike, sagt man hier oft. Vielleicht sind wir ja schon am Ziel von unserem. Morgen wollten wir ein Shuttle rufen und auch von einem Wanderfreund haben wir uns schon verabschiedet.
Am nächsten Tag sind wir mit bedrückter Stimmung aufgewacht. Es hat die ganze Nacht geregnet und es regnete immernoch. Wir warteten bis der Shelter leer war und bauten dann das Zelt ab. Im Shelter haben wir Frühstück gekocht und das Shuttle gerufen, welches uns für 200$ nach Harper's Ferry bringen würde. Aber sagt man nicht immer, man soll niemals an einem schlechten Tag aufhören? Bei Vero meldete sich auch schon die Stimme die sagte, du kannst noch nicht aufhören und Angelo war zu geizig für das Shuttle und wollte Hitch-Hiken. So sollten die nächsten 1,5 Meilen zum Parkplatz darüber entscheiden, wie es weiter geht. Nun ist der Funke auch wieder auf Angelo übergesprungen. Gegenseitig redeten wir uns Mut ein und die Knie von Vero waren weniger schlimm als gestern. So ist sie dann einfach am Parkplatz vorbei gewandert. Trotz des neuen Mutes war der Tag nicht sehr lange. Es hat durchgehend geregnet und sollte noch schlimmer werden. Da haben wir uns auf einem schönen Sattel mit naher Wasserquelle nieder gelassen. Nicht, dass es dank des Dauerregen an Wasser fehlen würde. Gekocht wurde im Zelt. Langsam sind wir das schon gewohnt. Gegen später wurde aus dem Regen tatsächlich noch Platzregen und es bildeten sich Pfützen rund um unser Zelt. Doch die letzte Wettervorhersage versprach einen trockenen nächst Tag. Kaum zu glauben, nachdem es bis weit nach Mitternacht regnete.
Tatsächlich konnte man im Dämmerlicht am Morgen über dem Nebel blauen Himmel erkennen. Unser Zeltplatz stellte sich als gut gewählt heraus. Um uns herum waren knöcheltiefe Pfützen. Ein paar Wolken am Himmel konnten der Sonne nichts ab, sodass unsere Klamotten langsam trockneten. Doch der Trail sollte doch noch Neues für uns bereit halten. Ein sehr nettes älteres Pärchen kam uns entgegen. Der Bach vor dem nächsten Shelter ist zu einem unpassierbaren Strom angeschwollen. (Und weitere Regenschauer gegen später, Gewitter in der Nacht.) Sie wollten sechs Meilen zurück wandern um den Abschnitt irgendwie zu umfahren. Sogleich war auch der Himmel, sowie unsere Stimmung, grau geworden als würde es jeden Moment wieder anfangen. Sechs Meilen zurück wandern kam für uns nicht in Frage. So gingen wir hinab und sahen tatsächlich einen unpassierbaren reißenden Fluss vor unserem Shelter. Ein Ridgerunner (ein Ranger) war auf der anderen Seite und riet uns zwei bis drei Stunden zu warten, bis der Wasserspiegel sich senkt. So fingen wir an unsere nassen Sachen über Leinen zu trocken und kochten uns etwas zu Essen. Nach ca. drei Stunden packten wir dann unsere Ausrüstung zusammen. Die Sonne schien und von Regen war keine Spur zu sehen. Alles war trocken, bis auf die Schuhe, und so sollte es auch bleiben. Wir zogen unsere Hosen aus und Rucksäcke auf. Angelo zuerst und Vero hinterher. Zentimeter für Zentimeter tasteten wir uns voran und hielten uns gegenseitig an beiden Armen fest. Immer nur eines der vier Beine wagte einen Schritt. Wir kamen zu der tiefsten und zugleich gefährlichsten Stelle. Hier war die Strömung am stärksten. Das Wasser reichte Vero fast bis zur Hüfte. An Angelo vorbei schritt sie vorsichtig zum anderen Ufer. Wir haben es geschafft! Abenteuer pur. Der Trail hat also doch noch Neues zu bieten. Wir wanderten bis zum nächsten Shelter. Der Regen blieb aus. Das war fast eines der schönsten Tage die wir auf dem Trail verbrachten.
Auch der kommende Tag sollte für uns schönes Wetter bringen. Gut gelaunt konnten wir das Camp abbauen, Frühstücken und uns zwischen netten Worten mit anderen Wanderern fertig machen für den Trail. Es stand ein größerer Aufstieg an der uns schöne Aussichten brachte. Nichts, was wir nicht schon gesehen hätten, aber bei schönem Wetter sind diese immer zum genießen!
"Vero, ich glaube ich bin am Ziel. Ich bin fertig mit dem Trail." - "Ich bin auch fertig. Bring mich nach Hause."
Wir haben nicht im Regen aufgehört. Wir haben aufgehört an einem wunderschönen Tag. Doch der Trail hatte nichts mehr für uns zu bieten, was wir nicht schon erlebt haben, oder wofür wir den Preis bereit sind zu zahlen. Knieschmerzen waren Alltag seit mehreren Wochen und wir haben auch lange Schmerzmittel genommen. Gesunder Lebensstil sieht anders aus. Es gibt noch viel zu erleben und wir haben definitiv Lust am Outdoor Leben.
Wir hatten 800 Meilen Abenteuer, 70 Tage wildestes Outdoor Leben, tausende unvergessliche Eindrücke, eine Menge neuer Freundschaften, unzählbar viel Liebe füreinander und keinerlei Bedauern!
Natürlich sind Abschiede immer schwerer und dieser Abschied schmerzt uns im Herzen. Aber heute ist für uns das Appalachian Trail Abenteuer vorbei. Wir sind am Ziel!

Trail-Days in Damascus

An einem Donnerstag Morgen wachten wir nach einem anstrengenden 22 Meilen Tag, in einem Hotel in Buchanan auf. Heute sollte uns Karen, Dans Frau, abholen und nach Damascus zum Trail-Days Festival fahren. In der Nähe davon hatten wir ein Haus angemietet. Ursprünglich waren acht Leute geplant. Da das Haus aber doch noch ein gutes Stück Fahrt von Damascus entfernt war, sind doch noch einige Abgesprungen, oder nur zwei statt vier Nächte geblieben. Auch wenn die größte Party wohl in der Nacht in Tent-City zu finden ist, waren wir sehr glücklich über unser Zimmer im Haus, oder gerade deswegen? Außerdem hatte das Haus einen Hot Tub!
Am Donnerstag sind wir auch gleich nach Damascus gefahren. Vieles war noch im Aufbau und es gab noch nicht viel zu sehen. Aber im örtlichen Feuerwehrhaus, gab es ein All-You-Can-Eat Dinner, mit Chicken Wings, Coleslaw und Kartoffelbrei. Alleine dafür hat sich der Ausflug gelohnt. Mit etwas Bier ging es dann zum Haus. Dieses galt es in guter Gesellschaft zu trinken, bis der Hot Tub Betriebstemperatur erreichte. Alles in allem ein gelungener Abend!
Am nächsten Tag ging es früh nach Damaskus. Es gab ein Frühstück, wieder im Feuerwehrhaus. Leider ist dieses etwas zu klein ausgefallen. Danach ging es mit dem Shuttle zum Zelt von Salomon. Dort haben wir unsere Schuhe zum kostenlosen waschen und waxen gebracht. Am Stand von Deuter haben wir zwei T-Shirts abgestaubt. Nebenan war das Gebäude einer örtlichen Kirche, die viele Angebote hatte und einen Großteil der Festival Organisation übernahm. Hier gab es kostenlose Knabbereien. Aber noch besser waren die Damen hinter den Nähmaschinen. Sie haben einige Löcher in Vero's Hose geflickt. Zurück mit dem Shuttle ging es zu einer anderen lokalen Kirche. Diese boten Fußwaschungen und -massagen an. Anschließend gingen wir zu freiwilligen Ärzten. Vero hat schon seit längerem Knieschmerzen. Die Knie sind überstrapaziert und entzündet. Das ist normalerweise nicht so schlimm und mit genügend Ruhe lässt sich das einfach auskurieren. Leider kommen die Knie hier auf dem Trail nicht zur Ruhe. So haben wir Kniebandagen gekauft und werden die kommenden Tage kürzer treten. Nachdem wir alle Erledigungen gemacht haben sind wir mit etwas Schwund wieder zurück ins Haus. Den Abend haben wir ruhiger als den letzten mit gemeinsamen Kochen und Abendessen im Familien-Stiel abgeschlossen.
Am nächsten Tag gab es wieder Frühstück in Damascus. Dieses mal wieder Thru-Hiker gerecht mit All-You-Can-Eat Pancakes! An diesem Tag sind wir die Stände der vielen Outdoor Hersteller abgelaufen. Dabei haben wir viele Wanderer getroffen, die wir im Laufe der Zeit getroffen haben. Zwei sogar aus dem Hiker-Hostel in Georgia. Nach kostenlosen Hotdogs begann das Line Up für die Parade. Bei der Parade laufen alle Hiker durch die Stadt. Dabei laufen die älteren Jahrgänge zuerst. Den Abschluss machten dann wir von 2017. Ein Thru-Hiker war sogar aus dem Jahr 1980 vertreten. Während die Parade läuft, ist es Tradition, dass die stinkenden Hiker von den Einheimischen mit Wasser bespritzt werden. Nasser als von den Zuschauern, wurden wir jedoch von dem Ungewitter, was pünktlich zur Parade die Schleusen öffnete. Damit hat sich der Tag für uns auch erledigt und wir sind wieder zurück zum Haus.
Sonntags war nicht viel los in Damascus, so haben wir den Tag nach den doch eher anstrengenden Festival vollständig zur Entspannung genutzt. Genauso schnell wie Dan ist uns seine Frau Karen ans Herz gewachsen. Wir hatten ein weiteres gemeinsames Abendessen.
Am nächsten Tag haben wir uns wieder aufgemacht zum Trail. Nach einer langen Fahrt, mit Zwischenstopp im Walmart und zum Lunch in einem historischen alten Restaurant, waren wir wieder auf dem Trail. Ein komisches Gefühl nach so einer langen Pause und die ersten Kilometer fielen uns definitiv schwer. Die Knie taten immernoch weh. Der Rucksack fühlte sich schwerer an als sonst und irgendwie fühlte sich der Körper betrogen.